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Altlandsberg im Stadterneuerungsprozess

Blicken wir noch einmal 20 Jahre zurück, dann sehen wir eine baulich völlig vernachlässigte und unterentwickelte märkische Kleinstadt am Rande von Berlin.

Bereits 1991 fassten die Stadtverordneten den wichtigen Beschluss, den Verfall der Stadt zu stoppen und mit der Sanierung zu beginnen. Seither wird die Stadtkernsanierung mit oberster Priorität umgesetzt.

Die vorbereitenden Untersuchungen, die 1991 als Grundlage für den Sanierungsprozess durchgeführt wurden, ergaben, dass über 60% der vorhandenen Gebäude mit sehr starken Mängeln belastet waren und damit erhebliche Ausstattungsdefizite der Wohnungen bestanden. So waren zum Beispiel nur 30% der Wohnungen mit Bad und WC ausgestattet und über 80% wurden mit Kohleeinzelöfen beheizt. Eine große Zahl der Wohnungen war zwangsläufig schon nicht mehr bewohnbar. Durch den Abbruch bereits verfallener Bausubstanzen sind in der Vergangenheit einige Baulücken entstanden, die das Stadtbild erheblich beeinträchtigen.
Im Stadtkern lebten zum damaligen Zeitpunkt ca. ein Fünftel der gesamten Stadtbevölkerung. Die Bevölkerungsstruktur konnte als äußerst problematisch bezeichnet werden. Bedingt durch den desolaten Zustand der Wohnungen haben viele jüngere, im Berufsleben stehende Familien den Stadtkern verlassen, als am Stadtrand in Plattenbauweise neue Wohnungen errichtet wurden. Zurückgeblieben sind zum überwiegenden Teil sozial schwache, ältere und allein stehende Personen.
In der Innenstadt fehlen Versorgungseinrichtungen, Kinderspielplätze, Jugend- und Kultureinrichtungen und Gastronomie.

Auf der Grundlage der Vorbereitenden Untersuchungen wurde im Jahr 1992 die förmliche Festlegung des Sanierungsgebietes "Historischer Stadtkern" beschlossen.
Die Durchführung der Sanierungsmaßnahmen im Sanierungsgebiet wurden von 1992-1998 von dem Sanierungsträger GSE mbh, Herrn Arnold Niesten und seit April 1998 von Grit Burkhardt als Sanierungsbeauftragte begleitet.

Von Beginn der Sanierung an spielte für die Entwicklung unserer Stadt die Aufnahme in das Bund-Land-Programm "Städtebaulicher Denkmalschutz" eine herausragende Rolle. Nur durch die Städtebauförderung konnte eine umfassende positive Entwicklung der Stadterneuerung erreicht werden. Das Ministerium für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr ist der Stadt in diesem Prozess ein zuverlässiger Partner geworden. Aber auch 1992 die Berufung als Gründungsmitglied in die Arbeitsgemeinschaft "Städte mit historischen Stadtkernen" des Landes Brandenburg erweist sich noch heute als wichtiger Bestandteil einer erfolgreichen Sanierung. Wichtig ist für die Stadt Altlandsberg hierbei der Erfahrungsaustausch und die gegenseitige Unterstützung bei der Bewältigung überwiegend gleichartiger Stadter-neuerungsaufgaben.

Stadterneuerung bedeutet in unseren historischen Altstädten das Erhaltenswerte zu schützen, zu pflegen, behutsam zu erneuern und zu ergänzen und somit die Stadtkerne als Mittelpunkt des städtischen Lebens zu erhalten oder wieder zu gewinnen.

In den ersten Jahren der Umsetzung dieser Ziele war von Veränderung und Verbesserung in Altlandsberg wenig zu spüren. Hinderungsgründe lagen dabei vor allem in den nicht vermessenen ungetrennten Hofräumen und den teilweise ungeklärten Eigentums-verhältnissen. Deshalb wurde von 1992 bis 1994 der gesamte Stadtkern neu vermessen. Auf der Grundlage dieser Neuvermessung konnten die Grundbücher bereinigt werden, so dass damit eine wichtige Vorraussetzung für die Finanzierung von Investitionen geschaffen wurde.

Der Schwerpunkt in der Realisierung des Sanierungskonzeptes lag in den vergangenen Jahren in der Modernisierung und Instandsetzung von Gebäuden und in der Neugestaltung von öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen.

Wohnen und Leben in der Innenstadt 
Ein attraktives Wohnungsangebot wurde geschaffen durch die konsequente umfassende Modernisierung und Instandsetzung der Bausubstanz, die Umnutzung von Hofgebäuden und die liebevolle Gestaltung vieler Höfe. Besonders junge Leute aus Altlandsberg und dem Umland zieht es in den Stadtkern. Hübsche individuelle Wohnungslösungen gepaart mit historischem Flair sind heiß begehrt. Deshalb übersteigt auch die Nachfrage das Angebot an sanierten Wohnungen.

Stabiles Stadtzentrum
Durch die Verbesserung von Wohnqualität und Wohnumfeld ist es gelungen die Bevölkerungsstruktur zu verjüngen und die Einwohnerzahl erheblich zu steigern. Das bedeutet für den Handel die Nähe von Kunden. In den letzten Jahren kann aber trotzdem nur eine langsame Entwicklung des Handels- und Dienstleistungsbereiches verzeichnet werden. Positiv wirkt hier, dass die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Altlandsberg keinen Bau von Einzelhandelseinrichtungen auf der grünen Wiese zugelassen hat. 
Ein klares Bekenntnis für die Belebung der Innenstadt war auch die Entscheidung, den anstehenden Schulneubau im Stadtkern zu errichten. Mit diesem Neubau wurde eine große Baulücke beseitigt, ein zu früheren Zeiten errichteter Anbau architektonisch aufgewertet und der historische Schulstandort erhalten. Durch die enge und konstruktive Zusammenarbeit mit den Denkmalbehörden ist es gelungen, diesen Neubau in das Stadtbild einzupassen.                                                           Eine große Herausforderung besteht nun im Hortneubau in der Klosterstraße 8/9. Mit diesem Vorhaben wird das Grundstück einer städtischen Nutzung zugeführt, der bisher bestandene städtebauliche Missstand wird beseitigt und der Schulstandort in der Klosterstraße gestärkt.

 

Verkehr und Parken
Ein wichtiger Aspekt der Revitalisierung der Innenstadt ist die Bewältigung des ruhenden und fließenden Verkehrs verbunden mit der Neugestaltung der öffentlichen Räume. Erste Zeichen wurden in diesem Aufgabenfeld mit der neuen Marktplatzgestaltung, den Straßen- und Gehwegsanierungen in allen Straßen des Stadtkerns und dem Kauf von Grundstücken für die Schaffung von neuen Parkmöglichkeiten gesetzt. Durch die Verwendung der ursprünglichen Naturpflastermaterialien wurde der Erhalt des historischen Stadtbildes gewährleistet und eine deutliche Verbesserung und Aufwertung des Innenstadtbereiches erzielt.

Das schwerwiegendste Problem für Altlandsberg war der Durchgangsverkehr. Die täglich rund 25.000 durch die Stadt rollenden Autos und LKW bedeuteten nicht nur ein Verkehrsrisiko für die Bürger, sie gefährdeten auch die mühsam erkämpften Sanierungserfolge, schrecken Investoren ab und ließen eine touristische Orientierung kaum zu. Mit dem Bau einer Umgehungsstraße und ihrer Inbetriebnahme im August 2003 wurde dieses Problem endlich behoben.

Für die weitere touristische Entwicklung von Altlandsberg ist eine ordentliche Anbindung des Nahverkehrs (Busanbindung) an S- und U-Bahn und des Fahrradverkehrs dringend erforderlich. Sichere Radwege sind auch aus Sicht der Schulwegsicherung und zur Verbindung der Ortsteile notwendig.

Kultur- und Freizeitangebote 
Um das langfristige Ziel der Stadt Altlandsberg, die Einwohnerzahl auf 10.000 Einwohner zu vervierfachen, erreichen zu können, müssen auch interessante Kultur und Freizeitangebote geschaffen werden. Ein erster Schritt hierfür war der Bau einer Mehrzweckhalle in unmittelbarer Nähe des historischen Stadtkerns. Die Halle kann sowohl für sportliche als auch für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden. Sie ist seit ihrer Eröffnung im Dezember 1999 vollständig ausgebucht und wird von den Bürgern begeistert angenommen. Auch der Bau des 2. Sportplatzes am Bollensdorfer Weg im Jahr 2004 trug zur Erhöhung der Freizeitangebote bei.

Auch die Eröffnung von neuen Gaststätten in der Innenstadt tragen zur Belebung des Stadtbildes bei. Sie sind ein Anziehungspunkt nicht nur für die Altlandsberger geworden. Durch ihre Einbindung in eine historische Umgebung wie zum Beispiel im restaurierten Kellergewölbe in der Poststraße 14 ist ein Besuch dort in Verbindung mit einem Stadtrundgang gerade für Berliner ein gern wiederholtes Erlebnis.

Mit der Sanierung des alten Gutshauses und der Umgestaltung für eine sozio-kulturelle Nutzung im Jahre 2005 wurde ein weiteres Freizeit- und Kultur-Angebot für die Altlandsberger Bürger und Besucher der Stadt geschaffen. Hier hat die Bibliothek ihren Standort gefunden. Im Otto-von-Schwerin-Saal können vielfältige Veranstaltungen durchgeführt werden.

Seit 2011 wird an der Entwicklung des Schlossareals/Gutshof gearbeit. Die Firma FACH&WERK wurde mit der Erarbeitung eines Entwicklungskonzeptes beauftragt. Die Umsetzung des Konzepts "SCHLOSSGUT ALTLANDSBERG" (www.schlossgut-altlandsberg.de) wird in mehreren Etappen realisiert. Wir befinden uns zurzeit in der ersten Etappe, die die Sanierung der Schlosskirche und die Sicherung und Wiederaufbau des Brau- und Brennhauses beinhaltet. Diese zwei Gebäude werden nach Fertigstellung eine wirtschaftliche Einheit mit dem Gutshaus bilden und weitere Kultur- und Freizeitangebote dür die Bürger und Besucher der Stadt bereitstellen.